Energiesparen ist „in“ ob nun wegen einer guten Ökobilanz für das Gewissen oder zum reinen Geld sparen, die Kosten für Energie zu senken lohnt sich in den meisten Fällen mehrfach. Immer mehr Menschen achten darauf vermehrt regionale Lebensmittel zu kaufen. Umweltbewussten Konsumenten ist klar, dass kürzere Transportwege eine deutlich bessere Kohlendioxidbilanz haben. Auch bei Elektrogeräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen wird von den meisten Verbrauchern sehr genau auf die Energieeffizienz und den Verbrauch geschaut. Doch das auch in den Materialien selbst oft eine ganze Menge Energie drin steckt beachten die wenigsten. Mit dem Begriff „Graue Energie“ oder auch „unsichtbare Energie“ ist die Energiemenge gemeint, die in einem Produkt oder Baustoff sozusagen bereits enthalten ist. Zu dieser Energiemenge zählt nicht nur die reine Energie die benötigt wird um diesen Baustoff oder das Produkt herzustellen, sondern es zählt die komplette Förderung, Herstellung, evtl. Verpackungen und auch der Transport. Aus all dem zusammengesetzt berechnet sich der Wert für die graue Energie. Experten sind der Meinung es wäre wichtig hier eine Energiekennzeichnung einzuführen, ähnlich wie es ja schon bei den Energieeffizienzklassen und den dazu erstellten Energiesiegeln bereits funktioniert hat. Das europäische Energielabel wird sogar schon 25 Jahre alt, wurde bereits 1996 eingeführt. Auch damals waren Haushaltsgeräte mit geringem Strom- und Wasserverbrauch schon gefragt. Doch seit 1996 hat sich viel getan, der schelle technologische Fortschritt führte über die Jahre bei vielen Produktgruppen zu einem Kennzeichnungsproblem. Für das neue Energielabel wurden die Testmethoden mit denen die Verbrauchswerte ermittelt werden angepasst. Hier wurden deutlich realistischere Bedingungen geschaffen die sich am durchschnittlichen Alltagsgebrauch orientieren sollen. Auf ähnliche Weise könnte auch ein Energielabel für Baustoffe und graue Energie geschaffen werden. Denn ein Verbraucher der ökologisch kaufen möchte, müsste auch das Produkt und die Werkstoffe und Materialien selbst in die Kaufentscheidung einbeziehen.
Wie viel Energie steckt drin?
Der Anteil von grauer Energie kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Der Bau von Gebäuden braucht große Mengen von Energie, alleine die Herstellung von Zement ist sehr energieaufwändig und macht bei den meisten Häusern einen Großteil der grauen Energie aus. Bei Passivhäusern kann die graue Energie sogar bereits den wesentlichen teil des gesamten Energieverbrauchs inkl. des Betriebs (Heizung, Strom usw.) ausmachen. Zur Erzeugung von einer Tonne Rohstahl sind laut Daten der „Fakten zur Stahlindustrie 2017“ 5.711 kWh Primärenergie benötigt worden.
Eine kleine Übersicht wie viel Energie in Kilowattstunden aufgewendet werden muss, um metallische Werkstoffe zu erzeugen:
– Aluminiumblech 5,29 bis 26,7 kWh pro kg
– Armierungsstahl 0,211 bis 3.55 kWh pro kg
– Kupferblech 1,65 bis 9.27 kWh pro kg
– Stahlblech 0,29 bis 7,75 kWh pro kg
Um ein Kilogramm Metall aus Rohstoffen zu erzeugen, muss einiges an Energie aufgewendet werden. Das Recyceln (erneutes einschmelzen) benötigt weniger Energie. Doch für die Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit ist das nur ein Aspekt, erst mit Hilfe der kompletten Ökobilanz über die gesamte Lebensdauer eines Produktes kann über den passenden Werkstoff entschieden werden.
Nachhaltigkeit und Ökobilanz
Die Ökobilanz ist eine Methode, mit der die Herstellung eines Produktes von den Rohstoffen hin zur Entsorgung bilanziert wird. Die Auswirkungen auf die Umwelt werden damit so gut es möglich ist berechnet und dargestellt. Dabei gibt es verschiedene Arten von Ökobilanzen. Eine Ökobilanz, die den Umweltaspekt eines einzelnen Produktes berücksichtigt und eine vergleichende Ökobilanz, die eine Gegenüberstellung mehrerer Produkte verfolgt. Für die Ökobilanz ist die Nutzungsdauer sehr wichtig, denn was nützt ein Gebrauchsgegenstand mit geringer grauer Energie, wenn er bereits nach kurzer Zeit kaputt geht oder unbrauchbar wird. Der Energieaufwand für ein Kilo PET (Kunststoff der oft für Getränkeflaschen verwendet wird) liegt bei etwa 22,5 kWh. Ein Gartentisch oder ein Gartenstuhl aus Edelstahl kann zwar einen höheren Energieaufwand bei der Produktion beinhalten, aber dafür halten sie praktisch ewig und stehen in der Ökobilanz durch die sehr lange Nutzungsdauer gut da. Außerdem lassen sich Metalle wie Aluminium und Stähle sehr gut recyceln und erzeugen dadurch praktisch keine Abfälle. Stahl ist zu 100 Prozent recycelbar und behält dabei seine Eigenschaften in jeder Recyclingstufe ohne den geringsten Qualitätsverlust. Produkte die aus recyceltem Metall hergestellt werden haben dann eine noch bessere Ökobilanz. Den perfekten Werkstoff für alle Anforderungen gibt es noch nicht, jeder Werkstoff hat seine Vor- und Nachteile. Im nachhaltigen Bau können langlebige und robuste Werkstoffe wie Edelstähle und Metalle zu einer guten Ökobilanz beitragen.