Handlauf oder Geländer?

Ein kleiner Ratgeber, um Ihnen die richtige Auswahl etwas zu erleichtern.

Stehen Sie vor der Entscheidung, wie Sie Ihre Treppe oder Ihren Hauseingang besser absichern können?

Es gibt diverse Gründe, warum man dies umsetzen könnte. Eventuell brauchen Sie nur eine Hilfe oder Stütze, wenn Sie die Treppenstufen laufen. Oder Sie möchten sich absichern, dass niemand die Treppe herunterfällt. Oder Sie möchten gesetzliche Anforderungen erfüllen. Oder oder oder.

Grundsätzlich ist alles was Sie zur Absicherung tun gut. Im privaten Bereich, dürfen Sie selbst entscheiden wie Sie Ihre Treppe oder Balkon oder Terrasse oder den Hauseingang absichern.

Im öffentlichen Bereich ist das eine ganz andere Sache und viel enger an Gesetze geknüpft, aber darum soll es in diesem Beitrag auch gar nicht gehen.

Es gibt daher unzählige Möglichkeiten wie an Geländern und Handläufen zur Auswahl.

Ich möchte hier nur einige Punkte aufzählen:

  1. Material: Stahl, rostfreier Edelstahl, Aluminium, Holz
  2. Bei Edelstahl: V2A oder V4A
  3. Füllung: Füllstäbe horizontal, Füllstäbe vertikal Füllbleche, Glas
  4. Montageort: Auf dem Boden freistehend aufgeschraubt, an der Treppe angeschraubt, in der Laibung befestigt
  5. Montagezweck: Absturzsicherung oder Gehhilfe
  6. Befestigungsart: Vorgesetzt (z.B. per Wandanker) oder aufgesetzt (z.B. per Ronde oder Flanschplatte)
  7. Aufbau: flexibel (z.B. als Bausatz) oder geschweißt bzw. geschmiedet
  8. Die Frage der Höhe des Handlaufs bzw. des Geländers
  9. Anzahl der Pfosten bzw. Halter

Die Liste lässt sich noch weiter fortsetzen. Ich möchte aber auf ein paar grundsätzliche Punkte zuerst eingehen, um vielleicht die wichtigsten Fragen zu beantworten, die Sie bei der Auswahl haben könnten.

Ob freistehender Handlauf oder Geländer?

Wir definieren einen freistehenden Handlauf nicht zur Absturzsicherung und also mit keiner bzw. wenig Füllung. Es besteht also bei einem freistehenden Handlauf die größere Gefahr, dass z.B. jemand hochklettert und runterfällt oder zwischendurch fällt (bei z.B. Füllstäben).

Wenn Sie also nur eine Hilfe benötigen, um eine Treppe hinab bzw. hinauf zulaufen, ist ein Handlauf zur Wandmontage oder freistehend vollkommen ausreichend.

Ein Geländer definieren wir so, dass das Risiko, dass jemand zwischendurch runterfällt (z.B. bei Füllstäben) kleiner ist. Das heißt wir definieren z.B. die Anzahl von Füllstäben so, dass möglichst kein Kind zwischendurch reinpasst. Wichtig ist aber trotzdem dabei zu wissen, dass man Lücken unten an der Treppe, also unterhalb von untersten horizontalen Füllstab kaum bzw. Gar nicht so einfach schließen kann. Also das Risiko, dass dort jemand runterfällt ist nach wie gegeben, aber möglichst minimiert.

Außerdem ein wichtiger Punkt, ist, wenn Sie sich für ein Modell mit horizontalen Füllstäben entscheiden, dass dort jemand hochklettern und runterfallen könnte. Daher gelten horizontale Streben, also Längsstreben nicht als Absturzsicherung nach DIN.

Wenn man eine Absturzsicherung nach DIN möchte, sollten alle Lücken größer als 120mm geschlossen sein und außerdem darf keine Klettergefahr bestehen, durch horizontale Füllungen. Möglich wäre dies durch Querstreben, also vertikal angebrachte Füllstäbe oder z.B. eine Blech- oder Glasfüllung. Aber auch hier kann man an Treppen oftmals die untersten Lücken kaum schließen. Wenn das Geländer gerade angebracht ist, also nicht an einer Treppe, sondern z.B. auf einem Balkon ist das kein Problem, aber an Treppen ist das oftmals schwierig. Möglich wäre es z.B. an Treppen, dass wenn eine vorgesetzte Montage möglich ist, und man die Füllung bis unterhalb der Stufen ziehen kann. Bei aufgesetzter Montage gibt es jedoch eigentlich immer einen Untergurt, welcher sich oberhalb der Stufen befindet und somit das Ende der Füllung ist. Alles unterhalb ist dann offen.

In der Regel bezieht man eine Absturzsicherung (auch nach DIN) von einem Schlosser vorort, da eine solche Absturzsicherung vorort bauseits angepasst werden muss und bei vertikalen Füllstäben an Treppen geschweißt und daher starr und genau für die Treppe angepasst werden muss. Bei geraden Absturzsicherungen an Balkonen etc. ist das kein Problem, mit vertikalen Füllstäben, Füllblechen oder Glas zu arbeiten als Füllung.

Was außerdem ein Geländer ausmacht, ist dass es normalerweise auch immer eine Stufe stabiler ist, als ein freistehender Handlauf. Man verwendet z.B. ein Rohr mit dickerer Wandung oder auch die befestigungsflansche bzw. die Wandanker sind eine Nummer stabiler.

Bei allem was ich schreibe, aber bitte nie vergessen, dass bei der Stabilität nicht das Geländer der Schwachpunkt ist, sondern meist die Art der Befestigung, in der Wand, im Boden, bzw. an der Treppe. Die richtige Auswahl des Montagematerials ist daher immens wichtig. Weil was bringt Ihnen das stabilste Geländer, wenn Sie viel zu kleine Befestigungsbolzen verwenden und sobald sich ein paar Leute gegen das Geländer lehnen, das Geländer abbricht?

Bei allem gilt: Sie können tun und lassen was Sie zu Hause möchten, aber wenn Mal was passiert sind Sie in der Haftung!

Bei der Auswahl des Materials folgend ein paar Punkte bzw. Vor- und Nachteile vom Material:

Stahl / Baustahl, z.B. feuerverzinkt oder auch beschichtet: Millionenseller-Geländer, die man mehr oder weniger von der Stange kaufen kann, sind meist feuerverzinkt. Warum? Der Preis ist ungefähr halb so hoch wie bei Edelstahl oder Alu und die Herstellung findet als Massenprodukt bei Systemherstellern statt. Nachteil bei Stahl ist meiner Meinung nach, dass Sie nicht unbedingt schön sind, vom Design und von der Oberfläche her. Außerdem kann es rosten, da Baustahl nicht korrosionsbeständig ist. Man sieht z.B. oft Rostfahnen an den Zinklöchern oder dort wo die Zinkschicht beschädigt ist. Vorteil: Sie sind günstig und man kann das z.B. von der Stange beim Baumarkt kaufen.

Aluminium: Eigentlich gleich wie beim Stahl. Es gibt etliche Hersteller von Komponenten-Geländern, bei denen die Profile aus Alu sind. Hierbei handelt es sich meist um günstige Geländer, was man z.B. oft an Neubauten sieht, welche möglichst kostengünstig gebaut werden. Dazu gehören dann z.B. Geländerfüllungen als bunte Kunststoffplatten. Ein Schlosser oder Metallbauer oder auch Onlineshop lässt sich meist nicht auf Alu ein, da Alu als Sonderanfertigung sich nicht gut verarbeiten und schweißen lässt. Bei Alu-Geländern sind es in der Regel immer Standardprofile, die miteinander verschraubt werden. Vorteil von Alu-Geländern: preislich als Systemkomponente z.B. bei Neubauten von Mehrparteienhäusern sehr gut. Nachteil: Kaum als Sonderanfertigungen möglich.

Edelstahl: Mittlerweile ist rostfreier Edelstahl das meistverwendete Material, wenn es um Sonderanfertigungen von kleinen mengen geht. Edelstahl ist rostfrei (was aber nicht grundsätzlich gilt, da auch Edelstahl bei z.B. Fremdrost und Anlauffarben vom Schweißen korrodieren kann. Edelstahl lässt sich aber sehr sauber und fein verarbeiten und kombinieren. Kaum eine Komponente, wie Füllstäbe, Glasklemmen oder Füllbleche gibt es nicht günstig zu kaufen aus Edelstahl. Wobei diese Komponenten bzw. Zukaufteile fast immer aus Fernost kommen. Edelstahl ist glänzend bis matt erhältlich. Standard ist geschliffen in der Regel mit Korn 240 (K240). Schweißnähte bzw. Anlauffarben sollten gebeizt bzw. Anlauffarben dadurch entfernt werden. Dann glänzen diese auch richtig schön. Aus Edelstahlrohren (Standard ist Ø33,7, Ø42,4 und Ø48,3) lässt sich fast alles für den Metallbau herstellen. Egal ob Balkongeländer, freistehender Handlauf oder Französischer Balkon. Bei Stabfüllungen verwendet man meist Ø12mm, entweder als Rohr oder als Vollmaterial.

V2A oder V4A

Für den Metallbau für zu Hause wird eigentlich zu 90% V2A verwendet, da es günstiger ist und ausreichend. Unterscheid zwischen V2A und V4A sind die Legierungsbestandteile. V4A ist korrosionsbeständiger und z.B. auch Solebeständig oder Chlorbeständig. Daher wird gerne V4A in Küstennähe (muss aber nicht unbedingt sein), an Pools oder auf schiffen verwenden. Also bei Salz oder Chloreinwirkungen. Aber wie geschrieben: V2A ist in der Regel für einen Handlauf oder ein Geländer die Standardwahl. Wenn man V4A verwendet ist es wichtig, dass von der Schraube bis zum Halter alles aus V4A besteht. Da wird es manchmal schwierig, da es nicht alle Komponenten aus V4A gibt.

Bei der Konfiguration eines Geländers bzw. eines Handlaufes stellt sich immer die Frage, wo dieses befestigt werden kann. Ein Handlauf zur Wandmontage ist klar, wird meist dort befestigt wo nur ein Handlauf zum Treppensteigen benötigt wird und sich eine Wand befindet. Die Anzahl der Halter ergibt sich in der Regel aus der Länge des Handlaufes. Wir sagen z.B. bis 1800mm zwei Halter und dann je Meter circa ein Halter mehr.

Ob man einen freistehenden Handlauf bzw. ein Geländer aufgesetzt auf der Treppe oder vorgesetzt an der Treppe montiert sollte man dringend vorher klären.

Vorteil bei der aufgesetzten Montage ist, dass es stabiler ist und die Montage einfacher. Nachteil ist man nimmt sich meist Platz weg. Wenn Sie ein Geländer seitlich an der Treppe befestigen können, würde ich empfehlen zusätzlich den Handlauf oben auch an der Wand anzuschließen, falls das baulich möglich ist. Seitlich angebrachte Geländer neigen meist mehr zum Schwingen und wackeln. Falls Sie das Geländer seitlich befestigen können haben Sie den Vorteil z.B. an Treppen, dass Sie sich den Laufweg nicht schmaler bauen.

Die Anzahl der Pfosten

Richtet sich nach der Länge. Bei freistehenden Handläufen muss man nicht so streng sein. Manche Kunden machen nur zwei Pfosten auf 4 Meter und sind zufrieden. Bei Absturzsicherungen sagt man einen Pfosten pro Meter.

Die Höhe des Handlaufes

Ist bei Geländern in der DIN festgelegt. Z.B. bis 12m Absturzhöhe min. 900mm und ab 12m min. 1100mm. Aber das ist in jedem Bundesland anders und sollte in der Bauordnung stehen.

Bei freistehenden Handläufen bzw. bei Handläufen zur Wandmontage sagt man irgendwo zwischen 900 und 1000mm ist gut. Aber das sollten Sie am besten mit einer kleinen Vorrichtung evtl. ausprobieren und ist auch von der Körpergröße abhängig.

Die Frage ob Sie ein festes geschweißtes Geländer oder einen flexiblen Bausatz wählen

Kann ich damit beantworten, wie sehr sich mit der Thematik beschäftigen möchten und ist auch eine Preisfrage. Wählt man z.B. ein Modell mit flexiblen Kugelringen, Traversenhaltern und gelenken als Handlaufknick, kann man alles in einem gewissen Bereich bauseits bau Montage noch anpasse. Trotzdem sollte bei Geländern eine CAD-Skizze (von uns) erstellt werden bevor man das Geländer produziert. Denn es ist wichtig, dass z.B. der unterste Füllstab möglichst weit unten an den Treppen liegt, um Lücken zu schließen und nicht kollidiert. Daher benötigen wir bei Bestellungen von Geländern am besten immer eine kleine Handskizze mit den Stufenmaßen Ihrer Treppe (Tritthöhe und Tritttiefe) und gerne auch ein Foto Ihrer Treppe, da wir manchmal noch Dinge sehen, die Sie vielleicht gar nicht beachtet haben. Daraus erstellen wir dann eine kleine CAD-Skizze zu Ihrer Freigabe.

Bei Handläufen mit keinem oder z.B. nur einem Füllstab funktioniert die Flexibilität eigentlich immer ganz gut, wenn wir richtig (von Ihnen) vorab ausgemessen und bestellt wurde. Dennoch können Sie uns auch hier eine Handskizze zusenden du wir erstellen dann eine CAD-Skizze. Manchmal ist der freistehende Handlauf aber auch so komplex (z.B. wenn er mehrteilig um Ecken etc. geht, dass wir dann auch eine Handskizze von Ihnen benötigen um auf jeden fall eine CAD-Skizze zu erstellen.

Falls Sie Fragen haben können Sie uns jederzeit eine E-Mail senden oder auch anrufen. Dafür sind wir da und haben uns sehr auf Sonderformen und Konstruktion konzentriert, damit jeder den Handlauf bzw. das Modell bekommt, welches er / sie benötigt.

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Marius Wittig (Techniker)

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