Der Mensch und das Metall
Die Erfolgsgeschichte der Menschheit wäre ohne die Entwicklung der Metallurgie undenkbar. Das Metall ist das unverzichtbare Fundament, auf dem die menschliche Zivilisation fußt. Das zeigt sich schon daran, dass mehrere Zeitalter der Menschen nach dem zu dieser Zeit bedeutendsten Metall benannt wurden. Die unterentwickelte graue Vorzeit der Menschheit ist bekannt als die Zeit ohne Metall, als die sogenannte Steinzeit.
Das Metall erobert die Welt
Der Weg von der Steinzeit zum Edelstahl war lang, aber die Menschen begannen schon erstaunlich früh damit, ihn zu gehen: Bereits zur Jungsteinzeit, also rund 12.000 Jahre vor Christus, machten findige Menschen erste Erfahrungen mit der Verarbeitung von Metall. Schon früheste, zeitlich von der Forschung nicht exakt einzuordnende Texte der Bibel haben in bildhafter Sprache eine blasse Erinnerung an frühes Wissen über die Metallurgie überliefert. Und gleich zu Beginn der Kupferzeit wurden erste Schmelzöfen errichtet – die urzeitlichen Vorläufer der heutigen Metallhütten.
Metallurgie als entscheidender Vorteil
Die Entwicklung und stetige Verbesserung der Metallverarbeitung begünstigten den Aufstieg der antiken Hochkulturen. Das Wissen um die Metallurgie war ein ebenso begehrtes wie gehütetes Geheimnis. Schon früh wussten die Menschen: Metall war nicht gleich Metall, die Qualität der Verarbeitung spielte eine entscheidende Rolle – und sie arbeiteten beständig daran, diese zu verbessern. Der jeweilige Wissensstand um die Metallverarbeitung gab den Ausschlag über Leben und Ergehen ganzer Kulturen.
Auf die Kupferzeit folgte etwa 4000 vor Christus die Bronzezeit. Nicht nur Werkzeuge, sondern vor allem auch die Schwerter und sonstigen Waffen wurden aus Bronze gefertigt. Als man im Norden das Eisen entdeckt hatte, wurden die einfallenden Reiter mit ihrer neuartigen Bewaffnung aus Eisen zu einer unüberwindlichen Bedrohung. Die Weltgeschichte wurde bereits in ihrer Frühzeit ganz entscheidend durch Metalle und die Metallurgie bestimmt.
Das Handwerk ist älter als sein Name
Als die Metallurgie ihren Namen erhielt, wussten die alten Kulturen schon längst über ihre vielen Vorzüge Bescheid. Wie zahlreiche andere Errungenschaften der Menschheit erhielt auch die Metallurgie ihren Namen in der Blütezeit der alten Griechen. Das Wort Metallurgie leitet sich ab vom griechischen métallon ›das Gefundene‹ und deutet bereits an, dass sich erfolgreiche Erzschürfer glücklich schätzen durften und bewundert und beneidet waren.
Tatsächlich hatte die Frühzeit der Metallurgie auch viel mit Suchen und Finden zu tun: Der Mensch war weitgehend darauf angewiesen, was die Natur ihm anbot. Gold und Silber wurden gefunden und gesammelt, oft auch von den ursprünglichen Findern gestohlen. Metalle waren wertvolle Schätze aus dem dunklen Erdinneren. Metalle spielten eine Rolle in der Alchemie und bei den Ritualen der Freimaurer. Tatsächlich mutete gerade in der Anfangszeit der Metallurgie für viele Unkundige die Verarbeitung von Metall wie Zauberei an.
Die Verfahren wurden immer raffinierter
Geradezu legendär war der auf geheimnisvolle Weise gehärtete Damaszenerstahl, dessen Qualität lange Zeit unerreicht blieb. Weil Eisen grundsätzlich sehr schwierig herzustellen war, wurde es zunächst nur in Form von Waffen und Werkzeugen genutzt. Insbesondere Europa war in Bezug auf die Metallverarbeitung eher ein Spätentwickler und musste sich lange hinter China und Ägypten verstecken. Erst im vermeintlich finsteren Mittelalter nahm die Metallurgie in Europa einen deutlichen Aufschwung. Ende des 18. Jahrhunderts wurden schließlich in England erste Hochöfen mit Koks betrieben, nicht mehr mit Holzkohle.
Jetzt war die immer schneller voranschreitende Entwicklung der Metallurgie nicht mehr aufzuhalten. Die neuen Möglichkeiten der Metallverarbeitung ermöglichten der Menschheit nie dagewesene Leistungen – im Guten wie im Schlechten. Zwar stimmt es, dass die verheerenden Weltkriege ohne die Stahlindustrie nicht vorstellbar gewesen wären. Aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Metallurgie immer dann, wenn sie zu friedlichen Zwecken eingesetzt wurde, der menschlichen Zivilisation einen entscheidenden Schub zu Frieden und Wohlstand brachte.
Metallurgie prägte die Moderne
Für die moderne Gesellschaft und ihr Fortkommen war ist das Metall kaum weniger wichtig als für die alten Völker. Tatsächlich ist die Moderne auf vielfältige Weise von der Metallurgie geprägt – denn die Faszination für das Metall ist nicht weniger geworden. Die Metallurgie ist heute aber bei Weitem nicht mehr allein für die Rüstungsindustrie von Bedeutung. Die friedliche Nutzung des Metalls ist ein entscheidender Schlüssel für den Aufstieg der Industrienationen – und das Entstehen der Wohlstandsgesellschaft.
Metalle werden zu Gold
Im alten China war man der Ansicht, die Metalle würden sich im Erdreich auf natürliche Weise weiterentwickeln und schließlich Gold als Endgestalt erreichen. In gewisser Weise hat sich diese Annahme heute bewahrheitet: Metalle sind in gewissem Sinne tatsächlich zu Gold geworden, sie stellen nämlich einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar und werden auf vielfältige Weise in der modernen Industrie eingesetzt. Ohne Metalle hätte Henry Ford seine Automobile nicht in Serie produzieren können, es gäbe keine Computertechnologie und die Innovationen an der Schwelle zu einer umweltfreundlichen Zukunft, wie sie Pioniere wie Tesla vorantreiben, wären undenkbar.
Das Metall bereichert die Populärkultur
Das Metall ist mehr als nur Rohstoff und Handelsgut. Das Metall ist auch heute eine feste Größe in der menschlichen Kultur. Der weltweit erfolgreiche Fantasyfilm Conan der Barbar mit Superstar Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle thematisierte die Suche nach dem Geheimnis des edlen Stahls. Das altehrwürdige Schmiedehandwerk fasziniert selbst moderne Menschen: Im Zeitalter moderner Hightech-Waffen werden für Mittelaltermessen, Filme und Sammler noch traditionelle Schwerter geschmiedet und einem begeisterten Publikum vorgestellt.
Fazit
Heute werden die Epochen der Menschheit nicht mehr nach Werkstoffen und Metallen benannt. Aber wenn dieses Muster noch Bestand hätte, dann wäre Edelstahl sicher ein ernst zu nehmender Namenskandidat! Denn an der immensen Bedeutung des Metalls für die menschliche Zivilisation hat sich nichts geändert – und das wird auch so bleiben. Wer heute zukunftssicher und nachhaltig bauen möchte, kommt an dem Einsatz von hochwertigem Metall nicht vorbei!