Wohnung und Balkone kindersicher gestalten

Wenn den eigenen Kindern etwas zustößt und sie sich womöglich verletzen ist das wohl eine der schlimmsten Erfahrungen die Eltern machen können, denn das wohl der eigenen Kinder dürfte für die meisten Eltern die höchste Priorität einnehmen. Eine der größten Gesundheitsgefahren für Kinder und Jugendliche sind Unfallverletzungen, für Kinder ab einem Jahr sind sie sogar die häufigste Todesursache. Dabei gehen Experten davon aus, dass viele Unfälle durch Prävention vermeidbar wären. Deshalb ist Unfallprävention für Kinder besonders wichtig. Doch viele Eltern schätzen die Unfallrisiken falsch ein.

Etwas Statistik zu Unfällen mit Kleinkindern

In Deutschland verletzen sich jährlich ungefähr 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren. Die meisten Eltern denken die größte Gefahr lauert dabei im Straßenverkehr, doch die meisten Unfälle ereignen sich nicht im Straßenverkehr. Das eigene Zuhause gilt für die meisten Eltern als nicht als besonders gefährlich, doch die meisten Unfälle bei denen Kinder sich verletzten passieren Zuhause. Die Anzahl an Verkehrsunfällen mit Kindern sinkt dagegen stetig. Unfälle mit Kindern gehören sicher zu den traurigsten Ereignissen im Straßenverkehr. Insgesamt gesehen haben Kinder, aber im Vergleich zum Gesamtbevölkerungsanteil ein geringeres Unfallrisiko. In den 1950er Jahren waren noch über 1000 getötete Kinder pro Jahr zu beklagen, dagegen liegt die zahl seit 2010 unter 100.

Eine Terasse mit einem Geländer

Fenster und Balkone richtig absichern

Stürze von Fenstern und Balkonen sind meistens besonders tragisch, sie ereignen sich oft in den Frühlings- und Sommermonaten zu dieser Zeit ereignet sich alleine in Deutschland im Durchschnitt ein tödlicher Unfall pro Woche. Durch die kindliche Neugier getrieben gelingt es vielen Kindern sogar geschlossene Fenster zu öffnen. Andere Ursachen für tödliche Stürze sind offen, stehende Türen und Fenster oder unzureichend gesicherte Bereiche. Wenn ein Kind versucht aus dem Fenster oder vom Balkon zu sehen, dann es sich auch Steighilfen heranschieben. Bei Kindern liegt der Körperschwerpunkt durch den verhältnismäßig großen Kopf höher als bei Erwachsenen, beugen sie sich dann über die Fensterbank oder das Geländer  können sie sehr leicht dem Fenster oder vom Balkon stürzen. Durch die Deutsche Industrienorm (DIN 18605) werden Geländer und Treppen geplant und gebaut. Auch grundsätzliche Sicherheitsmaßnahmen für Kleinkinder sind dort natürlich berücksichtigt. Darin wird beispielsweise ein Minimalabstand von 12 Zentimetern für vertikale Geländerstäbe vorgeschrieben. Doch nicht überall werden diese Bauvorschriften eingehalten, in Altbauwohnungen können die Gitterabstände noch älteren Bauvorschriften entsprechen. Solche Dinge sollten vor dem Einzug mit Kleinkindern auf jeden Fall überprüft werden. Es gibt auch Möglichkeiten Balkongeländer nachträglich Kindersicher zu Gestalten. Durch Plexiglas-Platten die am Geländer montiert werden ändert sich die Optik der Balkongitter wenig aber sie tragen viel zur Sicherheit gegen stürze bei. Auch Balkon-Sicherheitsnetze oder stabile drahtverstärkte Katzennetze können den Bereich oberhalb des Geländers absichern. Auch der Spalt unter dem Balkongeländer kann durch Holz oder Plexiglasplatten geschlossen werden. Die Höhe des Balkongeländers ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor diese wird ab einer Absturzhöhe von 12 Metern mit mindestens 90 Zentimetern vorgeschrieben, unterscheidet sich aber in manchen Bundesländern. Um die Brüstung von Balkongeländern zu erhöhen bieten sich nachrüstbare Handlauferhöhungen aus rostfreiem Edelstahl an. Sie können einfach montiert werden und bieten zusätzliche Sicherheit gegen Überkletter.

Durch die folgenden 5 Tipps kann das Risiko eines Sturzunfalls weiter minimiert werden:

– Kinder sollten niemals ohne Aufsicht auf dem Balkon spielen

– Auch beim kurzen Lüften den Raum nicht verlassen und Kinder unbeaufsichtigt zurück lassen

– Steighilfen wie Pflanzenkübel, Tische, Stühle oder ähnliches nie in die Nähe von Fenstern oder Balkongitter stellen

– Querstreben an Balkongittern sind ebenfalls Steighilfen, sie sollten gegen das Klettern absichert werden

– Balkontüren und Fenster am besten mit abschließbaren Griffen versehen und gegen ungewolltes öffnen sichern

Gerade in Städten wo Wohnraum teuer ist und die nächste grüne Wiese außer Sichtweite erfreut sich Urban Gardening immer größerer Beliebtheit. Für Kleinkinder können manche Pflanzen aber eine Gefahr darstellen. Hier eine kleine Übersicht bekannter Pflanzen die nicht auf kindersichere Balkone gehören:

– Eisenhut

– Herbstzeitlose

– Rizinus

– Goldregen

– Feuerbohne

– Wandelröschen

– Laternenblume

– Engelstrompete

Eine komplette Übersicht aller giftigen Pflanzen gibt es beim Bundesinstitut für Risikobewertung (https://www.bfr.bund.de/cm/350/risiko-pflanze-einschaetzung-und-hinweise.pdf)

Kategorie
Marius Wittig (Techniker)

Marius Wittig (Techniker)

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